nichtseattle-kommunistenlibido-staatsakt-newsletter

Kommunistenlibido

„Wir sind hier nicht in Seattle, Dirk“, sangen Tocotronic im Jahr 1995 und in der Generation X fühlten sich alle Slacker*innen in ihrer provinziellen Kultur-Diaspora damals komplett abgeholt.

Die Berliner Liedermacherin Katharina Kollmann nennt ihr Musik-Projekt fast 30 Jahre später Nichtseattle. Nach eben diesem Song. Nun, slacken heisst heute chillen, wobei die Zeit heute noch viel rastloser scheint als damals.

Und chillen ja nicht wirklich slacken ist. Chillen meint ja vor allem das Entspannen in der Freizeit. Slacken war das mehr oder weniger entschiedene, oft auch unentspannte Nichtstun statt Arbeit. Fürs chillen blieb da tatsächlich kaum noch Kraft.

Berührend

Kommunistenlibido nennt Kathi Kollmann ihr heute erscheinendes Nichtseattle-Album, und weiss darauf Privatsphäre und gesamt-gesellschaftliche Zusammenhänge ganz selbstverständlich und ironiefrei zu verdichten, so wie es den Menschen auf beispielsweise Twitter gerade kaum mehr gelingt. Dafür braucht es eben die Musik, die einfache Worte so berührend macht. Was nicht heissen soll, dass die Kommunistenlibido eine Schlager-Libido ist. Mitnichten. Nichtseattle hat Punchlines im Gepäck, für die die Industrie in ihren Songwritercamps einen Haufen Geld springen lassen würde.

Heute erscheint nicht nur ihr Album mit Songbook von der Berliner Illustratorin Fania Jakob, sondern auch das neue Video zum Song Unter der Sohle Deines Schuhs. Das Video ist von Sarah Bardehle (Regie) und Marcus Wojatschke (Produktion und Bildgestaltung). Hier freut uns uns im Sinne der Kommunistenlibido ganz besonders die Lager von Die Kerzen und Nichtseattle zusammengebracht zu haben. Mit sehenswertem Ergebnis:


Chill mal

Von der Kommunistenlibido zu Bella Utopia. Bereits gestern erschienen ist die neue Single der Hamburger Künstlerin Frau Kraushaar, die bei staatsakt im Juni ihr drittes Album veröffentlicht. Das Titelstück ist ein 10-minütiges Ambient Stück, das ganz im Geiste von THE KLF (Chill out) steht.

Wow. Schon wieder „chillen“ im Text. Klar, das Bedürfnis nach Entspannung ist gerade offenbar sehr groß. Aber stattdessen manifestiert sich eine gewisse Anspannung.

Einfach sauschwer in diesen Zeiten zwischen „Mehr Waffen“ und „Bloss keine Waffen“ Meldungen den richtigen Ton zu finden um Musik zu vermarkten. Ja, bitte nur 2x Mehlpackungen pro Haushalt. Aber unsere Musik… die können sie so oft streamen wie sie mögen, oder wie?!

Hier ein schönes Video von Krausi von einer Art Burning Man Festival in Norddeutschland. Zum runterkommen. Für wenigstens 10 Minuten.


Those nuggets be gold

Von Norddeutschland nach Rumänien, Bukarest. Dort lebt das Future-Nuggets-Kollektiv, das zwischen Electronic, Jazz und osteuropäischer Folklore so ziemlich den tollsten Soundclash kreiert, den wir uns gerade wünschen können. Outernational musique at its very best!

Ein Sound, der helfen will kulturelle Abstände zu überwinden, anstatt kulturelle Unterschiede zu manifestieren. Wir freuen uns wirklich sehr, gerade eine so guten Draht nach Bukarest zu haben und gemeinsam mit dem Future-Nuggets-Kollektiv im Juli eine fantastische Compilation auf unserem outernational Sub-Label Fun in the church herauszubringen. Hier ein erster Vorbote! Mit der tollen Sarra am Gesang!


Aus dem Iran

Ebenfalls heute erschienen auf fun in the church: Touraj. Me without you, the spring without you! Platten-Nerd-mässig gesprochen klingt das wie die persische Antwort auf Scott Walker, produziert von David Axelrod. Man kann es auch einfacher beschrieben als das Vermächtnis eines der tollsten Musiker aus dem Iran. Diese Aufnahmen aus den 70er Jahren finden sich zum ersten Mal auf einer Kompilation. Bei den Kolleg*innen von HHV gibt es eine Version im purple vinyl.

Macht sich im Regal sicher sehr gut neben der Kommunistenlibido.

https://www.hhv.de/shop/de/artikel/touraj-me-without-you-the-spring-without-you-hhv-exclusive-purple-vinyl-edition-891316

Zündet am Abend eine Kerze für Klaus Schulze (R.I.P.) und den Weltfrieden an,

Euer:
Staatsakt.

PS: Links zur humanistische Hilfe für die Menschen aus der Ukraine finden sich weiterhin hier:

https://www.lphr.org/ukraine-hilfe/