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In anderem Licht

Hier sind wir wieder. Nach gut einem Monat Dauerfeierlichkeiten – von der großen Staatsakt-Gala bis hin zur langen Clubtour. Mit Kapitalismus Blues Band-LP und Was erscheint, ist gut, was gut ist erscheint– Buch im Gepäck. Back to Berlin.

Büro, Büro.

Während unserer Feierlichkeiten ist die Situation in Israel und dem Gaza-Streifen leider unfassbar eskaliert. Das hat uns natürlich ganz schön getroffen und die Stimmung unterwegs verständlicherweise getrübt. Zumal wir auch die zutiefst erschreckenden Bilder aus Berlin nicht fassen konnten: Davidsterne an Häusern und auf Gehwegen, antisemitische Pöbeleien, jüdische Kinder, die sich nicht mehr zur Schule trauen, ihre Väter, die es nicht mehr wagen, öffentlich die Kippa zu tragen: Und das fast 80 Jahre nach dem Holocaust!

Selbstverständlich ist jedes Mitgefühl für zivile Opfer auf allen Seiten dieser humanistischen Katastrophe vollkommen nachvollziehbar und am Ende auch einfach nur tiefst menschlich.

Aber aus diesem Mitgefühl allein, lässt sich politisch nur leider sehr wenig schlussfolgern, und an der deutsche Verantwortung für den Staat Israel lässt sich ganz einfach nichts drehen und wenden!

Keine Entschuldigung, kein Vergessen.
Ein Schutzversprechen.

Wie einige unserer Mitmenschen, die noch vor wenigen Monaten ihr Mitgefühl mit den unterdrückten Frauen in Iran kundtaten, in den letzten Wochen über die Gräueltaten der vom Iran unterstützen Hamas hinwegsehen konnten, ist uns ein absolutes Rätsel. Nochmal zum Mitschreiben: Das erklärte, antisemitische Ziel der Hamas und ihrer Verbündeten ist ohne jeden Zweifel die Zerstörung Israels.

Und ja, es wäre sicher gut gewesen, wenn die gespaltene, internationale Linke und auch die bürgerlichen Milieus in all denen mit Israel und Palästina verbundenen, komplexen Fragen in den letzten Jahren stärker den Dialog gesucht hätten! Man denke nur an das Documenta-Kommunikations-Desaster im letzten Jahr, an die unzähligen BDS-Boykotte, an Roger Waters und so weiter und so fort.

Diese Fronten aber gerade jetzt in Social Media weiter zu verhärten, gefüttert mit grauenvollen Handy-Bildern aus Gaza und extrem vereinfachten Parolen und Slogans sind allerdings das exakte Gegenteil eines wann-und -wie-auch-immer-möglichen Dialogs.

Das einzige, was wir uns momentan wünschen können, sind gemeinsame Friedensdemonstrationen.

In Gedanken sind wir bei allen Opfern und ihren Familien.

Hier jetzt einfach in so etwas wie einen Berufs-Alltag zu switchen, geht gerade irgendwie nicht mehr.

Es war nach der Pandemie schon sauschwer, seit dem Krieg in der Ukraine nahezu unmöglich und unter dem drohenden Klimawandel sowieso der komplette Wahnsinn. DIESES EWIGE WEITER IM DAUERAUSNAHMEZUSTAND…

Trotzdem betreuen wir bei staatsakt natürlich weiter unsere Künstler:innen, die außergewöhnlich gute Musik für uns aufgenommen haben – und diese einfach nur mit uns teilen wollen.


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So freuen wir uns trotz aller Umstände auf das Ende Januar erscheinende neue Album von Barbara Morgenstern: In anderem Licht.

Es ist unter extrem harten Pandemie-Bedingungen aufgenommen worden und behandelt all die Probleme unserer Zeit sowie der nötigen Transformationsstufen „into the sky“.

Von einem grundsätzlichen Willen zur Veränderung, den Künstler:innen uns in ihrer Kunst immerhin vorleben können: Eine Öffnung von Möglichkeitsräumen.

Barbaras erste Single-Auskopplung trägt den gleichen Titel wie das Album und wurde in den legendären Berliner Hansa-Studios aufgenommen!

Das Video dazu ist eine Art Making-Of und verweist gleichzeitig auf dem 2025 erscheinenden Dokumentarfilm von Sabine Herpich, die den kompletten Entstehungsprozess des Albums begleitet hat.

Wir finden schon diesen kleinen Teaser sehr sehenswert, und freuen uns auf den fertigen Film, auf das Doppel-Album und die Tournee.

So gesehen bleiben wenigstens die Wunschmaschinen im Normalbereich tätig. Die Kraft der Vorfreude als Treibstoff für den Alltag und den Kampf um den schnöden Mammon. Möglicherweise ist das fatal. Möglicherweise aber auch nicht, wenn man kurz innehält und darüber nachdenkt, was Musik alles bewirken kann.

Hier besagtes Video:


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Bereits letzte Woche ist das bereits dritte Album von YELKA erschienen. Genau, das war doch diese Berliner Postkraut-Band mit den vielen Alben! Wir erinnern uns: 10 Stück in drei Jahren sollen es werden.

Das neue Album zur Zeit trägt den Titel Krieg & Ferien und die 10-minütige Single Weltende ist inspiriert von Jakob van Hoddis legendärem, impressionistischen Gedicht aus dem Jahre 1911:

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei.
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.

Ja, erschreckend aktuell. Finden wir auch. Das Video zum Track findet sich hier:

Das Album mit original Chrigel Farner Artwork, limitiert auf 300 Stück, genau hier:
https://yelka1.bandcamp.com/album/krieg-ferien


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Am Ende tauchen wir ab mit Die Quittung aus Leipzig. Josen Bach und seine psychedelischen Gefährt:Innen singen über mangelnde Führungsqualitäten und Spleens.

Ach, machen wir doch einfach alle zusammen endlich unser soziales Seepferdchen:

Hat Euch lieb,

Euer:
Staatsakt.

PS: Wer Lust auf eine außergewöhnlich gute Liveband hat, dem empfehlen wir von Herzen THE CHAP live am 03.11 im Blah in Bonn, am 04.11. in Hamburg im Hafenklang, am 05.11. in der Kantine im Berghain und am 06.11 in Bremen im Gondi.